Das Drachenbaum-Amulett by Volker Himmelseher

Das Drachenbaum-Amulett by Volker Himmelseher

Autor:Volker Himmelseher
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9788494150111
Herausgeber: Zech Verlag
veröffentlicht: 2014-04-02T00:00:00+00:00


Der Deutsche kam immer allein, hörte er. Er hatte keine Freunde. Er ernährte sich am liebsten flüssig, ansonsten recht bescheiden. Kontakt zu den Ladenbesitzern hatte er nicht. Und, wie Ortega bald aus Deutschland erfuhr, war die Schwester des Sachsen, seine einzige Angehörige, niemals auf der Insel gewesen. ›Es dürfte auch kaum von Bedeutung sein, dass wir zwei Trinker unter den Opfern haben‹, sinnierte der Beamte weiter, ›das ist einfach zu wenig Verbindendes.‹

Die Verwandtschaftsverhältnisse Pepe Seranos brachten keine Grundlagen für weitere Untersuchungen. Es lebte nur noch ein Bruder von ihm. Der wohnte mit seiner Frau und zwei Buben in einem alten Haus in der Höhe über Los Silos. Er betrieb eine kleine Landwirtschaft, hatte einige Rebstöcke, einen Kartoffelacker, fünf Ziegen, Hühner und Kaninchen. Mit seinem Bruder hatte er sich völlig auseinander gelebt. Sie hatten sich letztmalig vor acht Jahren in Los Silos auf der Straße gesehen, hatten sich stumm gegrüßt, sie passen einfach nicht zueinander. Der Bruder pflegte ein bäuerliches Familienidyll. Man arbeitete hart, trank nur an Festtagen und selbst dann in Maßen.

Auch die junge Holländerin hatte in ihrem Urlaub keine nachweisbare Bekanntschaft geschlossen. Ihr einziger Ansprechpartner schien der Kellner morgens beim Frühstück gewesen zu sein. Zwischen den Angehörigen der drei Opfer fand Ortega keinerlei Verbindung.

Enttäuscht gab er seine Bemühungen auf, weitere Zusammenhänge zu suchen. Er war ein bisschen ärgerlich, denn er war ehrgeizig und hätte nur allzu gern mehr zur Lösung des Falles beigetragen.

Heute würde in dem schönen Städtchen La Orotava die berühmte 'Fiesta de las Flores' stattfinden. Er machte sich mit Eva schon fast drei Stunden vor Beginn der Prozession auf den Weg. Nur so konnten sie die Blumenbilder noch völlig unberührt von den Schritten des Festzuges bewundern. Die Einheimischen hatten die Technik für die Bilder von Generation zu Generation weitergereicht und eine regelrechte Kunst daraus entwickelt. Die Altstadt summte bereits vor Menschen wie ein Bienenstock. Auf den schmalen Gehwegen, die mit gedrehten Seilen zur Straße hin abgesperrt waren, kroch eine bunte Besucherschlange wie ein Lindwurm dahin und bewunderte die kunstvollen Bilder auf dem Straßenbelag.

Das Paar reihte sich geduldig in die Schlange der Promenierenden ein. Bald freute er sich über Evas kleine, helle Ausrufe des Erstaunens und Entzückens. Obwohl die herrlichen Straßenbilder Evas Blicke kaum losließen, lenkte er ihre Aufmerksamkeit auch auf die prächtigen Villen und Paläste am Wegesrand. Ihr Weg führte nämlich an den vielen Herrenhäusern vorbei, die mit den typischen, geschnitzten Holzbalkonen etwas Besonderes waren. Das schönste, unübertroffene Beispiel spanischen Baustils war die Casa de los Balcones: 1632 erbaut, gehörte sie mit zu den größten Touristenattraktionen der Stadt. Die Bauten hatten ansonsten recht einfache Fassaden. Großer Wert war jedoch neben den Balkonen auf die Portale gelegt. Die waren mit den jeweiligen Familienwappen verziert.

Die herrliche Innengestaltung der Häuser konnte er Eva leider nicht zeigen. Er beschrieb sie ihr aber im Detail. In den palastartig ausgeschmückten Räumen befanden sich neben dem herrlichen Mobiliar oft skurrile Kamine und Sitzbänke an den Fenstern für die Damen des Hauses. Besondere Sorgfalt galt der Gestaltung des Patio, des Innenhofes.

Das Blumenfest jährte sich dieses Jahr zum 160.



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